Längst haben moderne, bezahlbare bluetooth-fähige Geräte verbunden mit Smartphone-Apps und Cloud-Diensten den Markt erobert.
Einerseits bietet dieser Trend große Chancen, die Betreuung chronisch Kranker zu verbessern, die Anzahl erforderlicher Arztbesuche zu verringern, Senioren länger ein unabhängiges Leben im eigenen zu Heim zu ermöglichen, Forschern eine kostengünstige Möglichkeit zum Follow-Up von Studienteilnehmern zu bieten oder mit pfiffigen Apps und integration Sozialer Netzwerke, Compliance und Motivation von Patienten zu erhöhen.
Doch wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Bedenken bezüglich der Qualität und Vergleichbarkeit der gemessenen Daten werden ebenso angeführt, wie Mängel bei Sicherheit und Datenschutz.
Die Personal Connected Health Alliance (PCHA) ist ein Zusammenschluss von Herstellern mit dem Ziel, die Kommunikation mit medizinischen Geräten und Sensoren im Consumer-Bereich einfach, kompatibel und sicher zu gestalten und mit Hilfe von Standardisierung und Zertifizierung die Qualität der Geräte und der gemessenen Daten vergleichbar zu machen.
Ähnlich wie IHE definiert die PCHA dazu keine eigenen Standards, sondern setzt auf etablierte Definitionen z.B. IEEE, Bluetooth oder HL7 und füllt - wo erforderlich - die Lücken. Die resultierenden Spezifikationen werden als Continua Design Guidelines veröffentlicht.
Die Guidelines unterteilen die Kommunikation in ein mehrstufiges Modell:
Quelle: wiki.hl7.org |
- Ein Glukose-Messgerät übermittelt die gemessenen Daten per Bluetooth an ein Smartphone
- der Patient entscheidet, die Messdaten mit seinem Hausarzt zu teilen und gibt Sie an einen entsprechenden (Cloud-)Service frei.
- Nach einer Validierung der Daten kann der Hausarzt die Daten in die Elektronische Patientenakte übernehmen
Während die Kommunikation zwischen Gerät und "Personal Health Gateway" basierend auf IEEE 11073 und Transportstandards wie Bluetooth oder USB gesetzt und etabliert ist, bereitete die bisherige Spezifikation zur Kommunikation zwischen PHG und Cloud-Dienst sowie der Integration in die elektronische Patientenakte basierend auf dem IHE-Profil "PCD-01" bei der Implementierung immer wieder Kopfschmerzen.
PCD-01 setzt auf Nachrichten im HL7 V2 Format, das in der Krankenhaus-IT-Welt zwar seit Jahrzehnten etabliert ist, Web-Entwicklern jedoch geradezu anachronistisch erscheinen muss.
Weiterhin erforderte die Integration in die elektronische Patientenakte wiederum eine "Umschlüssselung" der V2 Nachricht in CDA und die Implementierung eines weiteren IHE-Profils: XDS.b
Insgesamt kommt man damit auf ein beachtliches Sammelsurium zu implementierender Standards: HL7 V2, HL7 V3 (CDA), SOAP, SAML, ebXML, ATNA (DICOM) ...
Entsprechend aufwendig und teuer gestaltet sich die Entwicklung darauf basierender Applikationen.
Der Ruf der Implementierer nach einheitlichen, modernen, webbasierten Protokollen wurde von der PCHA gehört: Am 14.12.2017 wurde die erste FHIR-basierte Continua Guideline veröffentlicht.
Damit schafft PCHA die Möglichkeit, Continua-zertifizierte Applikationen schneller und kostengünstiger zu implementieren, da auf etablierte Webstandards wie REST und OAUTH2 zurückgegriffen werden kann und der umfangreiche Stack an FHIR-Tools und Bibliotheken nutzbar wird.
Die Kommunikation zwischen Personal Health Gateway, CloudService und Elektronischer Gesundheitsakte kann damit basierend auf einem einheitlichen Standard-Framework implementiert werden. Für die Integration der Sensoren und Geräte bietet die Guideline Mappings zwischen IEEE 11073 und den FHIR-Ressourcen "DeviceComponent und Observation" an.
Am 24. Januar bietet die PCHA ein kostenloses Webinar zum Thema "Continua on FHIR" an!
Gute Nachrichten für Deutschland:
2017 trat die PCHA dem Spitzenverband IT-Standards im Gesundheitswesen (SITiG) bei, um gemeinsam mit IHE-DE und HL7-DE die Standardisierung in Deutschland zu fördern.
Links:
http://www.pchalliance.org/continua-design-guidelines
https://www.slideshare.net/DevDays/furore-devdays-2017-continua-implementing-fhir