Dienstag, 14. November 2017

FHIR-Anwendungen von A-Z

FHIR, der neue webbasierte Standard aus der HL7 Familie, findet dieser Tage viel Beachtung, wird jedoch häufig in einem Atemzug mit "mobilen Apps", "Wearables" und anderen "Gadgets" genannt, die zur Einschätzung verleiten, dass es sich bei FHIR-Implementierungen eher um Spielzeug als um unmittelbar nutzbringende Entwicklungen handelt.

Doch die potentiellen Einsatzbereiche für FHIR gehen weit über das Mobile Computing hinaus.

FHIR kann mehr als "mobile Apps"

FHIR basiert auf etablierten und weit verbreiteten Web-Technologien. Diese solide Basis zusammen mit einem Framework aus modularen Objekten, die verlinkt und dadurch immer wieder neu kombiniert und zu komplexen Strukturen zusammengefügt werden können, machen FHIR zu einer hochgradig flexiblen und skalierbaren Lösung, nicht nur zum Datenaustausch, sondern auch als standardisiertes Format für die Speicherung, Modellierung und Validierung von Daten.

FHIR ist anders als bisherige Standards

Anstatt Informationen zu einem Dokument oder einer Nachricht aggregiert von Sender zu Empfänger zu schicken, erhalten die einzelnen Informationseinheiten eine URL, auf die FHIR-Systeme wie ein Browser auf eine Webseite zugreifen können, nach denen sie "googeln" oder die sie herunterladen können. Konsequenter Weise sind diese Informationen über eben jene URLs miteinander verlinkt.

Die Informationseinheiten werden als "Ressourcen" bezeichnet. Beispiele für in FHIR definierte Ressourcen sind: ein Patient, ein Medikament, eine Allergie oder eine Diagnose.

Verlinkte, also zusammengehörende Ressourcen können - wenn erforderlich - zu einem Dokument oder einer Nachricht gebündelt versendet oder archiviert werden, so dass auch die von bisherigen Standards abgebildeten Funktionen eine Äquivalenz in FHIR finden.

Die größte Revolution ist jedoch die Abkehr vom "Push"-Modell, in dem jeder Datenempfänger darauf warten muss, dass beim Sender ein bestimmtes Ereignis eintritt, das den Dokumente- oder Nachrichtenversand auslöst, hin zu einem Query-getriebenen Ansatz, in dem Daten bereitgestellt und zu einem beliebigen Zeitpunkt in beliebigen Umfang abgefragt werden können.

"Zeige mir Deine API und ich integrier' dich"

Application programming interfaces (APIs) sind in anderen Industrien längst zum Schweizer Messer der Interoperabilität geworden. Entwickler stellen damit im Handumdrehen eine Verbindung zwischen ihrer Applikation und sozialen Netzwerken her oder integrieren die Standortdienste von Google Maps. Dass wir heute Portale nutzen können, die Hotel-, Flug- oder Produktpreise aus unterschiedlichen Systemen vergleichen und das günstigste Angebot für uns finden können, verdanken wir den APIs, die den standardisierten Zugriff auf unterschiedliche Datenquellen ermöglichen.

In Verbindung mit den standardisierten Datenstrukturen und dem Query-getriebenen Ansatz von FHIR sowie einem Framework für Autorisation und Authentifikation, ermöglichen APIs Interaktionen zwischen Systemen, die mit dem reinen Versand von Dokumenten niemals denkbar wäre.
Das Technische Komitee für FHIR von HL7 Deutschland erarbeitet derzeit eine Übersicht möglicher Einsatzszenarien mit Erläuterungen und weiteren Informationsquellen, die in Kürze auf den Wiki-Seiten von HL7 Deutschland veröffentlicht wird. 

Eine (unvollständige) Vorschau:

-A-
Arzneimittelwechselwirkungen
Ärzteverzeichnis
AuditTrails
Authentifikation und Autorisation

-B-
Big Data Analytics

-C-
Chemotherapie 
Clinical Decision Support

-D-
Dokumentenaustausch

-F-
Fragebögen und Formulare

-G-
Genomics

-H-
Hilfsmittelverzeichnis

-I-
IHE-Profile

-K-
Konformitäts- und Kompatibilitätsprüfung
Klinische Studien

-L-
Logische Modelle

-M-
Medikationsplan

-N-
Nachrichtenbasierte Kommunikation

-O-
Ontologien

-P-
Patient Empowerment
Personalisierte Medizin
Phamakogenomische Studien

-Q-
Query-getriebene Kommunikation

-R-
RDF - Resource Description Framework

-S-
SMART on FHIR
Strukturierte Dokumente

-T-
Terminvereinbarung
Terminologie-Dienste

-U-
Ultrakurzformat (Medikationsplan)

-V-
Versichertenstammdatenmanagement (VSDM)
Veterinärmedizin